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Warum es uns so schwerfällt, Hilfe zu suchen oder anzunehmen
Erfahre, warum es oft so schwierig ist, Hilfe anzunehmen oder danach zu fragen. Dieser Blog beleuchtet die emotionale Dynamik dahinter, bietet persönliche Einblicke und praktische Ansätze, um wieder mehr Verbindung und Mut zu finden.
9/2/20244 min lesen
Warum es uns so schwerfällt, Hilfe zu suchen oder anzunehmen
Hast du jemals das Gefühl gehabt, dass es schwerer ist, Hilfe zu suchen oder angebotene Hilfe anzunehmen, als es auf den ersten Blick scheint? Diese Erkenntnis ist mir während der Aufnahme meiner Podcast-Folgen gekommen. In nahezu jedem Thema habe ich irgendwann gesagt: „Wenn du alleine nicht weiterkommst, such dir Hilfe zu diesem Thema.“ Es klingt einfach, aber in der Realität ist es viel komplizierter.
Aus diesem Grund möchte ich diesen Blog dem Thema widmen, warum es für viele von uns so schwierig ist, Hilfe zu suchen oder anzunehmen. Ich teile meine Gedanken und persönlichen Erfahrungen dazu, weil ich glaube, dass dieses Thema für viele Menschen da draußen von Bedeutung ist.
Die Schuldfrage: Warum Hilfe uns in Zugzwang bringt
Ein Grund, warum es uns so schwerfällt, Hilfe anzunehmen, ist das Gefühl, dadurch in eine Schuldposition zu geraten. Wenn uns jemand hilft, haben wir oft das Bedürfnis, diese Hilfe eines Tages zurückgeben zu müssen. Dieses „Geben und Nehmen“ scheint unausweichlich – und es belastet uns.
Aber warum empfinden wir das als schlecht? Studien zeigen, dass Helfen uns glücklich macht. Unser Gehirn schüttet dabei Dopamin aus, das uns ein gutes Gefühl gibt. Hilfe anzunehmen bedeutet also nicht, „verschuldet“ zu sein, sondern die Möglichkeit zu geben, dass beide Seiten davon profitieren.
Abhängigkeit und Stärke: Zwei weitere Hürden
Ein weiterer Punkt ist die Angst, abhängig zu wirken. Manche von uns befürchten, durch das Annehmen von Hilfe weniger unabhängig zu erscheinen. Doch wenn wir uns von Freunden oder der Familie helfen lassen, entsteht dadurch selten echte Abhängigkeit. Es sind Menschen, die uns nahestehen und denen wir vertrauen können.
Und was ist mit dem Gedanken, dass es schwach wirken könnte, Hilfe zu erbitten? Tatsächlich erfordert es enormen Mut, aus der eigenen Komfortzone herauszutreten und offen einzugestehen: „Ich komme hier allein nicht weiter.“ Mut zu zeigen ist eine Stärke – und wer um Hilfe bittet, beweist Stärke, nicht Schwäche.
Frühe Prägungen: Was Schule und Erziehung uns lehren
Viele von uns haben schon früh gelernt, dass Hilfe zu suchen oder anzunehmen verpönt sein kann. In der Schule lag der Fokus oft auf Einzelarbeit, und wir sollten Probleme allein lösen. Wer Unterstützung suchte, wurde oft nicht positiv wahrgenommen.
Auch in der Erziehung spielen Prägungen eine große Rolle. Viele von uns haben als Kinder Sätze gehört wie „Das schaffst du doch alleine!“ oder „Du bist doch schon groß!“. Solche Erfahrungen können dazu führen, dass wir später unbewusst glauben, Hilfe zu suchen sei ein Zeichen von Schwäche oder Versagen.
Die fünf Sprachen der Liebe und ihre Verbindung zu Hilfe
Ein interessanter Gedanke, der mir in diesem Zusammenhang gekommen ist, ist die Theorie der fünf Sprachen der Liebe. Diese beschreibt verschiedene Arten, wie Menschen Liebe empfinden und ausdrücken: durch Worte der Anerkennung, Zweisamkeit, Geschenke, Hilfsbereitschaft und Körperkontakt.
Besonders die Liebessprache „Hilfsbereitschaft“ passt hier gut. Manche Menschen fühlen sich geliebt, wenn jemand ihnen aktiv bei einer Aufgabe hilft. Für sie ist das Annehmen von Hilfe nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch eine Möglichkeit, sich verbunden zu fühlen. Wenn wir dies verstehen, fällt es vielleicht leichter, Hilfe zu akzeptieren – nicht nur als pragmatische Lösung, sondern als Ausdruck von Fürsorge und Liebe.
Hinweis für Eltern: Kennst Du Situationen, in denen Dein Kind Dich um Hilfe bittet, für Dinge, die es eigentlich schon alleine kann? Sollte Dich das nerven dann denk daran, dass es für Dein Kind ein Zeichen der Liebe sein kann, wenn Du ihm hilfst. Meiner Erfahrung nach gibt es das nämlich immer mal phasenweise und da hilft es doch, wenn wir Zeichen setzen und in Verbindung gehen können.
Hilfe anzunehmen: Meine persönlichen Erfahrungen
Ich selbst habe vor Kurzem erlebt, wie schwer es mir fiel, Hilfe zu erbitten, obwohl ich sie dringend gebraucht hätte. Ein Beispiel: Meine Kinder und ich hatten eine Grippewelle zu Hause. Während eines besonders chaotischen Tages wollte ich meinem großen Kind ermöglichen, an einer Veranstaltung teilzunehmen, konnte aber wegen meines kranken jüngeren Kindes nicht mitgehen.
Nach langem Überlegen habe ich schließlich eine Freundin gefragt, ob sie mein Kind zur Veranstaltung begleiten könnte. Sie hat nicht nur „Ja“ gesagt, sondern auch angeboten, mein Kind danach noch zum Spielen zu sich nach Hause mitzunehmen. Für mein großes Kind war es ein fantastischer Tag, und meine Freundin profitierte ebenfalls davon, weil die Kinder sich gegenseitig beschäftigten.
Diese Win-Win-Situation hätte nie stattgefunden, wenn ich nicht um Hilfe gebeten hätte. Sie hat mir gezeigt, wie wichtig und bereichernd es ist, Hilfe zu suchen – nicht nur für mich, sondern auch für alle Beteiligten.
Der schlimmste Fall: Ein Nein
Was hält uns eigentlich davon ab, um Hilfe zu bitten? Häufig ist es die Angst vor Ablehnung. Ein „Nein“ kann schmerzhaft sein, besonders wenn wir es als persönliche Zurückweisung empfinden. Aber selbst ein „Nein“ hat oft gute Gründe, wie Zeitmangel oder andere Verpflichtungen. Es ist wichtig, uns daran zu erinnern, dass ein „Nein“ nichts über unseren Wert oder unsere Beziehung zu der anderen Person aussagt.
Zusammenfassung: Hilfe zu suchen ist menschlich
Als Menschen sind wir dafür gemacht, in Gruppen zu leben und einander zu unterstützen. Die Vorstellung, alles allein schaffen zu müssen, ist unnatürlich und belastend. Hilfe anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Mut und Menschlichkeit.
Wenn du das nächste Mal vor einer Herausforderung stehst, denke daran: Es ist okay, Hilfe zu suchen. Es entlastet dich, stärkt Verbindungen zu anderen und schafft oft Win-Win-Situationen. Du musst nicht alles allein schaffen – das ist nicht, wofür wir gemacht sind.